Auf Instagram teilen Millionen Menschen Fotos und Videos von besonderen Momenten miteinander. Oft geht es um Essen, Fashion oder Reisen. Manche setzen aber auch bewusst das Ruhrgebiet in Szene. In den kommenden Monaten stellt Ruhrpottblick in der Serie “InstaTalk” einige dieser Instagramer vor.
Jenny alias Ruhrpott_feuerengel wurde in Dortmund geboren und hat ihre bald 32 Lebensjahre im Ruhrpott verbracht. Ein Umzug nach Hessen stand zwar mal zur Debatte, aber den Gedanken hat sie schnell wieder verworfen. Beruflich ist sie im Einzelhandel tätig, mit Schichtdiensten und einer Menge Stress. Umso mehr schätzt sie die Wochenenden, an denen sie sich ihrem größten Hobby, der Fotografie, widmen kann. Im InstaTalk erzählt sie, wie das Fotografieren ihr in schweren Zeiten half und warum sie ihre Heimat nie verlassen will.
Übersicht
Ruhrpottblick: Wie hat das mit der Fotografie bei dir angefangen?
Jenny: Ich habe eigentlich schon immer fotografiert. Früher habe ich dafür halt die Analogkamera meiner Eltern genommen, später dann lange Zeit nur noch das Handy. Das war auch okay, für mich ist vor allem wichtig, dass ich nicht so viel Aufwand mit Objektiven und Stativ habe, dafür bin ich zu faul. Aber auf Dauer hat es mich genervt, dass ich mit dem Handy nicht richtig zoomen kann, deshalb habe ich mir eine Bridgekamera geholt und bin voll zufrieden. Generell braucht man meiner Meinung nach nicht die beste Ausrüstung oder die meiste Erfahrung. Ich denke, in jedem von uns steckt ein Fotograf.
Und was bedeutet dir die Fotografie?
Es ist ein guter Ausgleich zu meinem Job, der Stress pur ist. Und als ich vor drei Jahren eine Schilddrüsen-OP hatte, hat mir das echt geholfen. Zu der Zeit ging es mir nicht so gut, aber das Fotografieren hat mich wieder runter geholt. Und auch wenn an einem Tag mal keines der Bilder etwas geworden ist, war ich trotzdem draußen und habe was gesehen. Das motiviert ja auch, noch mal hinzugehen.
Außerdem möchte ich meine Erinnerungen festhalten. Es ist einfach schön, wenn man sie abspeichern kann, denn wer weiß, wie das mal mit dem Gedächtnis wird. Ich bin aber ein echter Foto-Messie. Es fällt mir super schwer, Bilder zu löschen, sogar wenn sie zum Beispiel unscharf geworden sind. Ich habe sogar einen Ordner auf dem Laptop, der „Müll“ heißt. Aber löschen kann ich die Bilder trotzdem nicht – wer weiß, vielleicht brauche ich sie ja noch mal.
Was ist dein Lieblingsmotiv?
Eindeutig die Zeche Ewald und die Halde Hoheward bei Herten. Das sind die ersten Motive, die ich so richtig bewusst fotografiert habe und seitdem komme ich immer wieder dahin. Es ist so ruhig, ich kann in Ruhe frische Luft tanken und es gibt immer wieder was Neues zu entdecken. Zum Beispiel Blumen, die beim letzten Mal noch nicht geblüht haben.
Gehst du alleine fotografieren?
Eigentlich ist fast immer jemand dabei, ob mein Freund, meine Mutter oder meine Schwester. Ich bin zwar die einzige, die fotografiert, aber sie kommen gerne mit an die frische Luft, um einen Spaziergang zu machen. Und mittlerweile wissen sie auch, worauf sie sich einlassen, wenn ich die Kamera im Gepäck habe.
Was ist das Besondere am Pott?
Es ist einfach so ein Heimatgefühl, das in mir drin steckt. Meine Familie wohnt schon immer im Ruhrgebiet und ich bin sicher, sie würden nie wegziehen. So geht es mir irgendwie auch. Die Menschen hier sind nicht so spießig wie an anderen Orten in Deutschland und sie sagen direkt, was sie denken. Ich glaube, woanders würde ich gar nicht klar kommen. Dazu kommen noch die Kultur und die vielen grünen Ecken – ich habe hier einfach alles, was ich brauche. Und ich verstehe niemanden, der hier weg zieht. Es wird sich in Zukunft noch so viel verändern – das bekommt man ja gar nicht mit, wenn man geht.
Warum möchtest du das Ruhrgebiet mit anderen teilen?
Am Anfang war mein Instagram Account eigentlich nur just for fun, ich habe da vor allem Alltagsbilder hochgeladen. Mit der Zeit hat sich dann ein neues Raster ergeben, mehr Landschaft und Industrie. Dazu hatte ich immer schon einen kleinen Hang, aber jetzt ist es meine Priorität geworden. Trotzdem mache ich das immer noch vor allem für mich. Aber ich bin der Meinung, dass jeder, der übers Ruhrgebiet meckert, einfach mal herkommen und es sich selbst anschauen sollte. Es ist so viel schöner und grüner als sein Ruf!
Hast du Hashtags, die Du besonders gerne benutzt?
Der Hashtag #ruhrpott ist eigentlich immer dabei. Ansonsten ändert sich das viel mit der Zeit.
Wie ist Dein Instagram- Name entstanden? Was bedeutet er?
Feuerengel war schon von Anfang an da, das ist der Name einer Rammstein-Coverband. Musik ist ein wichtiger Teil meines Lebens und irgendwie hat das einfach gepasst. Ruhrpott kam später dazu, als ich Administratorin bei der Facebookseite „Ruhrpott – Auf Kohle geboren“ geworden bin.
Wie bist du auf Instagram gekommen?
Ich habe früher tausende Katzenbilder gemacht und bei Facebook hochgeladen und irgendwann waren die Leute da ziemlich genervt von mir. Zu der Zeit sind Katzenbilder auf Instagram gerade richtig gut angekommen, also bin ich darauf umgestiegen und es hat mir direkt gefallen. Besonders durch die Hashtags ist es viel einfacher, Bilder zu finden, die einen wirklich interessieren. Facebook war dagegen schon ziemlich überladen. Das nutze ich jetzt nur noch für Veranstaltungen und um mich um die Seite „Ruhrpott – Auf Kohle geboren“ zu kümmern.
Was ist das für eine Seite?
Es geht vor allem um Zechen, wir posten viele Bilder und Infos dazu. Ich habe schon immer eine Schwäche für Zechen gehabt und irgendwann habe ich über Instagram den Leiter der Seite kennengelernt. Er hat jemanden gesucht, der ihn unterstützt, weil er sich mehr auf seine Selbstständigkeit konzentrieren wollte und für mich war das eine tolle Chance. Die Seite gibt es schon seit über 5 Jahren und hat mittlerweile über 6300 Follower.
Und was findest du an Zechen so spannend?
Das fragen meine Kollegen auch immer, wenn ich meine freien Tage wieder bei einer Zeche verbracht habe. Sie sind ein Teil der Geschichte. Früher, als ich in Dortmund gewohnt habe, hab ich immer auf das Hoeschgelände geschaut. Für mich ist da eine tiefe Verbundenheit entstanden. Zechen waren immer da in meinem Leben, deshalb möchte ich sie festhalten. Besonders jetzt, wo der Bergbau zum Stillstand gekommen ist.
Vervollständige bitte diesen Satz: Der Pott ist…
Heimat pur! Anders kann ich es nicht sagen.
Vielen Dank Jenny für das interessante Interview.
Schaut doch mal in der Instagalerie von Jenny aka @ruhrpott_feuerengel vorbei oder besucht die Facebookgruppe „Ruhrpott – Auf Kohle geboren„.
Du möchtest auch mal im Ruhrpottblick-InstaTalk über Deine Instagram und Ruhrgebiets-Leidenschaft plaudern? Dann tagge Deine Bilder auf Instagram mit #ruhrpottblick. Wir finden Dich schon 😉